Die grüne Perlenkette | float Magazin

2022-10-14 21:56:00 By : Ms. Aimee Chow

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Elektroboot fahren ist schön. E-Boote laden ist zäh. Das will die Aqua Super-Power mit schnellen Ladestationen ändern. Wir fuhren – und luden – mit.

Direkt neben den Zapfsäulen der Bootstankstelle im Hafen von Cogolin steht jetzt eine neue ganz in Grün. Ihr Kraftstoff riecht nicht, aber er hat es in sich: Es ist geballte elektrische Energie. 75 kW rauschen hier an der Cote d’Azur auf Knopfdruck über ein armdickes Kabel zum Elektroboot, das daneben festmacht.

Die grüne Zapfsäule ist eine Schnelllade-Station für die Elektroboote der neuesten Generation. Boote wie die nagelneue X Shore 1 aus Schweden, die mit 20 Knoten Reisetempo bis zu 50 Seemeilen weit fährt. Erst dann ist der 63 kWh große Akku erschöpft. Die grüne Säule kann diese Batterie in einer Stunde nahezu komplett wieder auffüllen – damit die Reise weitergeht.

Das Unternehmen, das die grüne Säule aufgestellt hat, ist selbst am Beginn einer großen Reise: Unter dem klangvollen Namen Aqua Super-Power hat sich die britische Firma vorgenommen, die Bootswelt zu elektrifizieren. „Wir bauen die Infrastruktur“, sagt der Gründer Stewart Wilkinson bei der Einweihung der grünen Säule in Cogolin. Seine Strategie klingt einfach: „Wir stellen Ladestationen auf, wo Reisen leicht elektrifiziert werden können.“

An der Cote d’Azur fing Aqua, wie die Mitarbeiter ihr Unternehmen salopp nennen, im Epizentrum des Bootssports an: Die ersten Ladesäulen standen 2020 in Monaco und St. Tropez. Es folgten Cannes und Ventimiglia. In wenigen Jahren sollen in vielen Yachthäfen zwischen San Remo und Marseille Aquas grüne Säulen im Abstand von 20 bis 50 Seemeilen Strom liefern.

So wächst ein Korridor, an dem entlang man komfortabel und sicher elektrische Bootstörns unternehmen kann. Eine grüne Perlenkette. An ihr können sich Boote der Größenordnung bis 15 Meter entlanghangeln.

Der Plan klingt fantastisch – und seltsam vertraut. Wer jetzt Tesla denkt, liegt richtig: Vor zehn Jahren begann der Pionier im Bau von Elektroautos, ein Netz von Ladestationen zum schnellen Laden der Akkus seiner Automodelle zu errichten. Elon Musk hatte erkannt, dass Elektroautos im Alltag nur nutzbar sind, wenn es für sie möglichst flächendeckend Schnelllade-Stationen gibt.

Das US-Unternehmen begann mit einem Korridor seiner Supercharger an der West- und Ostküste der USA, die später über transamerikanische Korridore verbunden wurden. Heute betreibt Tesla mehr als 32.000 Supercharger weltweit, das Netz wird kontinuierlich ausgebaut und steht inzwischen auch fremden Fabrikaten offen. Und andere Hersteller folgten dem Beispiel. Und nun Aqua am Wasser.

Es ist gut möglich, dass die Bootsbranche Stewart Wilkinson in einigen Jahren als „Musk des Wassersports“ kennen wird. Denn wie der Tesla-Chef hat Wilkinson, der seine Brötchen ursprünglich in der Investmentbranche verdiente, auch beides zugleich in Angriff genommen: Netz und Fahrzeuge. Seit 2018 gehört ihm die Werft Vita Yachts, die elektrische Sportboote baut. Die größte Vita Lion, ein 10,50 Meter langes Runabout im Stil einer Riva Aquarama, fährt bis zu 35 Knoten schnell und lädt an der grünen Säule in einer guten Stunde.

Wilkinson baut seinen Yacht-Kunden also gleich die Strom-Tankstellen – und der ganzen Branche mit. Und wie Musk erträgt es auch der Brite offenbar seelenruhig, dass vorläufig nur sein sehr ehrgeiziger Plan existiert und bis zum angestrebten Netzwerk noch viel Zeit und Geld vergehen kann. Etwa 50 Ladestationen sind bisher weltweit aufgestellt, neben dem Mittelmeer-Korridor existiert in Ansätzen bereits einer an Englands Südküste.

Es gibt dann noch je eine einzelne grüne Säule am Lake Tahoe und Michigansee, eine am Lago Maggiore, eine bei Venedig. Deutschland will Wilkinson frühestens 2023 ans Aqua-Netz anschließen. Und auch wenn er dort die erste grüne Säule feierlich eingeweiht hat, kann eine lange Zeit vergehen, bis der Strom fließt. Davon weiß Martinho Fortunato ein Lied zu singen: Der Portugiese ist Miteigentümer der Marina von Lagos, wo seit Juni 2022 eine Aqua-Ladesäule steht. „Noch hat dort niemand geladen“, gibt er float gegenüber bereitwillig Auskunft. Ist das nicht frustrierend?

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